Presseauszüge
Alexander Jordan bei Weltkrieg-Gedenken
WGM-Chef bei Feier mit Präsident Gauck zu Gast
Mit einer Gedenkzeremonie im Elsass haben Deutschland und Frankreich an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor genau 100 Jahren erinnert. Die beiden Präsidenten Francois Hollande und Joachim Gauck legten, wie berichtet, auf dem Hartmannsweilerkopf in den Vogesen einen gemeinsamen Kranz nieder und gedachten der Opfer des Krieges.
Als Gast des Honorarkonsuls der Republik Frankreich, Folker Zöller, nahm auch der Direktor des Wehrgeschichtlichen Museums Rastatt, Alexander Jordan an den Feierlichkeiten teil. "Es war eine ergreifende Zeremonie, besonders vor dem Hintergrund des Hartmannsweilerkopfes, der ja als Menschenfresserberg (la mangeuse d'hommes) in die Geschichte eingegangen ist."
Auf dem knapp 1 000 Meter hohen Berg verloren fast 30 000 Soldaten beider Seiten ihr Leben, einige Tausend von ihnen fanden ihre letzte Ruhe unweit des 1932 eingeweihten Nationaldenkmals. Dort soll nun ein 'Historial' entstehen. Die beiden Präsidenten legten zum Abschluss den Grundstein für dieses erste, gemeinsame, deutsch-französische Museum zum Ersten Weltkrieg, das 2017 eröffnet werden soll. Ein wichtiger und uberfälliger Schritt, wie auch der Rastatter Historiker Jordan findet. [...]
Badische Neueste Nachrichten, 05.08.2014
Zum Vortrag "Krieg in den Alpen 1915-1918. Das Deutsche Alpenkorps und württembergische Gebirgsformationen auf dem italienischen Kriegsschauplatz" bei der Militärgeschichtlichen Gesellschaft Ludwigsburg e.V. im Garnisonmuseum im Asperger Torhaus am 25.02.2015
Aus Sicht von Alexander Jordan werden die Alpen als Kriegsschauplatz in den Jahren 1915 bis 1918, anders als etwa der Grabenkampf an der Westfront, "ein wenig stieftmütterlich" behandelt. Auf Einladung der Militargeschichtlichen Gesellschaft wollte er am Mittwochabend im rappelvollen Asperger Torhaus dazu beitragen, "für das Faszinosum des Gebirgskrieges zu sensibilisieren", wie es der promovierte Historiker formulierte. "Krieg in den Alpen 1915 bis 1918, Das Deutsche Alpenkorps und württembergische Gebirgsformatibnen auf dem italienischen Kriegsschauplatz" lautete der Titel des Vortrags. Anders als in Italien, Frankreich und Österreich-Ungarn, wo sich auf die Kriegsführung im Hochgebirge spezialisierte Einheiten schon ab den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts bildeten, sah man im Deutschen Reich erst nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs die Notwendigkeit für solche Truppen. 1914 waren in Bayern und Württemberg erste sogenannte Schneeschuhbataillone aufgestellt worden. Als Blaupause diente der Einsatz der württembergischen Gebirgsschützen an der Vogesenfront im Winter 1914/15. "Die Deutschen merkten schnell, dass es ohne spezialisierte Truppen nicht geht", so Jordan, der seit 2008 Direktor des Wehrgeschichtlichen Museums in Rastatt ist.
Auch wenn die Vogesen kein Hochgebirge sind: "Die Erfahrungen waren nicht zu unterschätzen für den folgenden Einsatz in Tirol." Dort sollte das Deutsche Alpenkorps ab 1915 das Heer des Bündnispartners Österreich-Ungarn unterstützen. Auch württembergische Soldaten - unter anderem aus Ludwigsburg - waren Teil der Einsatztruppen. Allerdings beteiligten sich die deutschen Einheiten erst im darauf folgenden Jahr an den Kampfhandlungen, nachdem das Deutsche Reich dem italienischen Königreich offiziell den Krieg erklärt hatte. Das Faszinosum des Gebirgskriegs liegt für Jordan nicht nur in den Kampfhandlungen selbst, sondern nicht zuletzt in dem unglaublichen organisatorischen Aufwand. Der Kampf um die Alpen erwies sich als logistisches Himmelfahrtskommando, in dem nicht nur Soldaten, sondern auch Ingenieure Höchstleistungen erbringen mussten. Truppenunterkiinfte wurden in mehreren Tausend Meter Höhe ins Eis geschlagen oder auf abenteuerlichen Stelzenkonstruktionen angelegt, ganze Berge mit Tunnelsystemen durchzogen. Transport und Versorgung der Einheiten waren höchst problematisch und wurden häufig über ausgefeilte Seilbahnsysteme abgewickelt. "Die Logistik im Alpenkrieg forderte wohl so viele Todesopfer wie die Kampfe selbst", berichtete Jordan.
Ein besonders prägnantes Beispiel: Die berühmt-berüchtigte "Stadt im Eis" an der Marmolata, dem höchsten Berg der Dolomiten. Nachdem die Österreicher den Gebirgszug 1916 eingenommen hatten, entstanden im Marmolata-Gletscher nach Plänen des Tiroler Ingenieurs Leo Handl zum Schutz vor italienischem Artilleriefeuer kilometerlange Stollen, Barackensiedlungen und Geschützstellungen, sogar eine "Wundergrotte" und ein "Felsendom". Im besonders harten Winter 1916/17 lagen in den Alpen acht bis zwölf Meter Schnee. Als es im Frühling taute, lösten sich im gesamten Alpenraum gigantische Lawinen [...]. Als sich eine Lawine den Weg ins Tal brach kamen 500 Soldaten ums Leben, schätzungsweise 1 500 wurden schwer verletzt. Der Krieg in den Alpen hat die Gebirgslandschaft nachhaltig verändert, auch durch massenhafte Sprengungen. "Die Berge wurden so durchlöchert und durchwühlt, dass man die Spuren wohl noch in 1000 Jahren sehen wird", lautet Jordans Fazit.
Artikel von Frank Klein in der Ludwigsburger Kreiszeitung, 27.02.2015
Zum Vortrag "Die ersten Toten des Weltkriegs – Leutnant Mayer und Korporal Peugeot" in der Reihe: Rastatter Vorträge zu Militär und Gesellschaft am 01.08.2014 im Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt
Der Leutnant Albert Otto Mayer auf deutscher und Korporal Jules-Andre Peugeot auf französischer Seite waren belegbar die ersten Soldaten, die im Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren ums Leben kamen. Mehr als neun Millionen - ohne die Zivilopfer - sollten folgen. Der Direktor des Wehrgeschichtlichen Museums (WGM) in Rastatt, Alexander Jordan, widmete sich diesem Ereignis nach der deutschen Mobilmachung am 1. August sowie der Kriegserklärung am 3. August 1914 in einem ausführlichen Referat, für das er detailliert recherchiert hatte.
Auch die militärhistorischen Schätze das WGM konnten herangezogen werden. So wurden in Vitrinen Originaldokumente und deutsche und französische Kopfbedeckungen aus dem Ersten Weltkrieg, sowie die Standarte des "Jägerregiments zu Pferde Nr. 5", stationiert im elsässischen Mülhausen, gezeigt. Letzterem gehörte der gefallene Mayer an. Das Aufeinandertreffen einer deutschen berittenen Patrouille mit französischen Soldaten im Ort Joncherey bei Belfort und nahe der Schweizer Grenze endete zunächst mit dem Tod des 21-jährigen Peugeot. Später starb der 20-jährige Mayer. WGM-Direktor Jordan machte deutlich, wie unterschiedlich die Franzosen und die Deutschen hinterher mit diesen ersten Kriegstoten umgingen.
So wurde André Peugeot wie ein Märtyrer behandelt. Man setzte ihm 1922 ein erstes Denkmal, das die deutschen Truppen 1940 zerstörten und die Franzosen 1944 wieder errichteten. Heute ist für den ersten französischen Toten des Ersten Weltkriegs in Joncherey ein monumentales Denkmal zu finden. Die Verehrung ging so weit, dass der Soldat, der Albert Mayer erschossen hatte, noch 1969 mit einem Orden ausgezeichnet wurde, wie Jordan herausfand.
Weniger spektakulär verlief dagegen die Geschichte des ersten deutschen Kriegstoten. Er wurde nach Umbettung auf dem Soldatenfriedhof im elsässischen Illfurth beigesetzt. Im Wehrgeschichtlichen Museum, so Alexander Jordan, wird zum Ersten Weltkrieg eine Vitrine im Foyer fortlaufend bis 2018 bestückt werden, quasi eine illustrierte Chronik der weltweiten kriegerischen Auseinandersetzung. Außerdem werden ab dem 29. November "Malerische Kriegsbilder" in einer Ausstellung zu den Kämpfen am Hartmannsweilerkopf im Elsass gezeigt.
Artikel von Rainer Wollenschneider in: Badische Neueste Nachrichten, 04.08.2014
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