Sie sind hier: Geschichte im Fokus / Buchvorstellungen / Koestler: Ein spanisches Testament
8.9.2024 : 4:37 : +0200

Arthur Koestler: Ein spanisches Testament

Aus dem Klappentext:

Man ist nie so neugierig auf die Zukunft der Menschheit, als wenn man in einem Käfig sitzt, von zwei Gorillas bewacht und an alles lieber denkt als an die eigene Zukunft in den nächsten Stunden. Ich glaube, das einzige, was einen Verurteilten auf dem Weg zum elektrischen Stuhl wirklich trösten könnte, wäre die Mitteilung, ein Komet sei aufgetaucht und die Welt gehe am nächsten Tag zugrunde; dann wüßte er: ich habe nichts versäumt."

Zitat Arthur Koestler

Arthur Koestler war ein englischer Schriftsteller ungarischer Herkunft. Am 5. September 1905 als Sohn eines aus Russland eingewanderten ungarischen Kaufmanns und einer Österreicherin geboren, wuchs Koestler in Budapest auf. Ab 1919 lebte er mit seiner Familie in Wien. Nach seinem siebzehnten Lebensjahr wandte sich Koestler zunehmend der deutschen Sprache zu und verfasste in dieser Sprache bis etwa 1940 seine journalistischen und literarischen Arbeiten, ehe er sich dann im Exil der englischen Sprache bediente.

Wie viele Intellektuelle seiner Zeit engagierte sich auch Koestler in der Kommunistischen Bewegung, um dem aufkommenden Faschismus der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre entgegenzutreten. Koestler ging als Kriegsreporter nach Spanien und berichtete vom Bürgerkrieg. Nach der Einnahme Malagas im Februar 1937 durch Truppen Francos wurde Koestler gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Er blieb mehrere Monate in Isolationshaft und erst eine Intervention der britischen Regierung erreichte seine Freilassung.

Die Tagebuchaufzeichnungen seiner Haftzeit in Sevilla erschienen erstmals in Fortsetzungen in der Zeitung News Chronicle. Später veröffentlichte man sie als Ein spanisches Testament. Es ist die Geschichte einer Person aber genauso die Geschichte Tausender, die im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft und gelitten haben. Während Koestlers Haft wurden etwa 5.000 Mitgefangene in seinem Gefängnis erschossen. Jeden Tag gingen die Henker durch die Flure; die psychische Anspannung muss unglaublich gewesen sein. Immer die Hoffnung habend, dass sich nicht die Türe öffne und man abgeholt werde. Koestlers Erlebnisse sind aber ebenso die Erlebnisse vieler Menschen, die auch heute noch in brutalen Unrechtsregimen gefangen, gefoltert und getötet werden.

Das Buch beeindruckt durch seine atmospärische Dichte. Die Beklemmung geht auf den Leser über. Das Thema ist zeitlos und deshalb sollte dieses bedeutende Werk der Vergessenheit entrissen werden. Man muss sich nicht zu sehr in die komplexe Geschichte des spanischen Bürgerkrieges vertiefen, vielmehr sollte man versuchen das Psychogramm und das Erleben dieses Schriftstellers zu verstehen. Eine Aufgabe, die aufgrund der plastischen und eindringlichen Sprache des Autors nicht schwer fallen dürfte.