Militärische Sonderformationen im Gebirgskrieg
Im Laufe der Kampfhandlungen im Gebirge zeigte sich, dass für Kämpfe im alpinen Gelände des Schwierigkeitsgrades V und VI besonders ausgebildete Elite-Einheiten benötigt wurden . Die Literatur zu diesen Einheiten ist sehr spärlich und nennt im Wesentlichen: Bergführerkompanien, Hochgebirgskompanien und die Alpinen Referenten. Zusätzlich gab es noch: Sturmbataillone, Bergführer Sturmkompanien, Alpine Detachements und Hochalpine Detachements . Die Mitglieder dieser Einheiten wurden primär nach ihrer alpinistischen sowie soldatischen Qualifikation aus allen Truppenkörpern ausgewählt.
Die Bergführerkompanien unterstanden immer dem zuständigen Abschnittkommandanten und durften dessen Befehlsbereich nicht entzogen werden. Ihre Hauptaufgabe war, der Fronttruppe für schwierige Bewegungen im Hochgebirge die notwendigen Führer zu stellen. Ein geschlossener taktischer Einsatz der Kompanie durfte nur in Ausnahmefällen erfolgen, um das qualifizierte und kaum ersetzbare Alpinpersonal vor Verlusten zu bewahren.
Die Hochgebirgskompanien waren als leichte, bewegliche Einheiten geschaffen worden und somit nicht abschnittsgebunden. Sie hatten im schwierigen Gelände zu jeder Jahreszeit den Aufklärungsdienst zu versehen und traten dort auch als Kampfgruppe auf. Jede Hochgebirgskompanie hatte einen Hand-Maschinengewehrzug, eine angemessene Ausstattung mit Lasttieren und eine eigene Telefonausrüstung mit Mannschaft.
Der Alpine Referent war der Berater des Kommandanten in allen Belangen. Er hatte beispielsweise Gutachten abzugeben bei der Untertunnelung von Eisflächen, beim Bau von Angriffsgräben sowie bei allen anderen Einrichtungen in den Hochregionen. Dem Alpinreferenten oblag auch die Befehlsgewalt, zu bestimmten Zeiten Abschnitte wegen alpiner Gefahren zu sperren. Dies zielte vor allem auf die Vermeidung von Lawinenopfern. Aufgrund Unwissenheit und teilweiser Überheblichkeit der Kommandanten wurden die Ratschläge des Alpinreferenten nicht immer befolgt, was sich beispielsweise bei dem Lawinenunglück Gran Poz verheerend auswirkte.
Die Hochalpinen Detachements wurden sehr spontan aus den bereits in den Höhenstellungen kämpfenden Truppen rekrutiert. Sie agierten in Form blitzschneller, äußerst beweglicher und völlig autarker Aktionen, also in der Art heutiger Kommandounternehmen. Ende 1916 wurden erstmals alpine Sturmbataillone nach dem Muster der Westfront aufgestellt. Es gab hierbei Spezialisten für jede Art von Einsatz: Flammenwerfer, Handgranatenwurf, Scharfschützen, Spezial-Nahkämpfer, Extrem-Alpinisten usw.
Zu den Alpinen Sondereinheiten zählten auch Pioniertruppen, die Kriegsstraßen, Karrenwege, Kaverne, Sprengstollen und Unterstände errichteten . Sie wurden unterstützt von Seilbahnbautrupps und Tragetiertrains. Diese wirkten im Hinterland der hochalpinen Front, in Karstlandschaften, Felswänden, Lawinenkesseln und häufig unter feindlichem Beschuss. Zahlreiche Tragetierstaffeln erlagen dem Feuer des Gegners, stürzten ab, erfroren oder wurden von Lawinen verschüttet. Aufgrund ihrer gewachsenen Bedeutung soll noch die Gebirgsartillerie genannt werden. Auch die Artillerie sah sich mit ganz neuen Problemen konfrontiert . Das wohl bestimmendste war der Transport der Geschütze. So konnte z.B. das Standardgeschütz der k.u.k Gebirgsartillerie, die 7,5 cm Gebirgskanone M 1915 bei einem Gewicht von 613 kg in sieben Teillasten zerlegt und auf Tragtiere verladen werden. Besonders die Haubitzen Traglasten waren selbst für starke Tiere sehr schwer. Aber auch die Munition musste oft von einzelnen Soldaten in die vordersten Stellungen getragen werden und das bei einem Geschossgewicht von 6,2 kg . Ein weiteres Problem war die große Exaktheit mit der die Artilleristen schießen mussten. Einerseits waren die Ziele sehr klein, oftmals nur Felsennester die nur mit erhöhtem Munitionsverbrauch getroffen werden konnten, andererseits war die Munition ständig knapp und unter Umständen das nächste Depot viele Kilometer tiefer im Tal. Die Windrichtung konnte im Gebirge kaum vorhergesagt werden und änderte sich ständig, ja konnte sogar auf der einen Seite des Tales ganz anders sein wie auf der gegenüberliegenden Seite was ein korrektes `richten´ der Geschütze unmöglich machte.
Eine letzte Gruppe soll noch genannt werden, weil viele Soldaten ihnen ihr Leben zu verdanken haben: die Diensthunde. Sie hatten vielfältige Aufgaben zu erfüllen. Es gab Meldehunde, Sanitätshunde, Polizeihunde und nicht zu vergessen die Rattenfängerhunde. Die entscheidende Tätigkeit der Sanitätshunde an der Südwestfront lag allerdings im Auffinden von durch Lawinen verschütteten Soldaten. Eine schwierige Aufgabe war es dabei den Hunden in der Ausbildung das Bellen abzugewöhnen, weil Hundegebell eigene Stellungen verriet und sofort das feindliche Feuer anzog. Bis Ende Juli 1917 standen im Verlauf des Krieges 1.553 Hundeführer und 1.086 Hunde aller Kategorien in Verwendung .