Überblick über die beteiligten militärischen Formationen
Bevor auf den Kriegsverlauf direkt eingegangen werden kann, soll an dieser Stelle ein Überblick über die am Kampf beteiligten militärischen Truppen gegeben werden. Dies scheint insofern nötig, als dass sich die Struktur bzw. Organisation damaliger Armeen stark von den heutigen Gegebenheiten unterscheidet . Anhand der Situation der Tiroler Landesverteidigung soll dies verdeutlicht werden.
Unter dem Institut der Landes- Vertheidigung in Tyrol und Vorarlberg waren folgende Einheiten zusammengefasst:
1. die Tiroler und Vorarlberger Truppenkörper des Heeres, also die Tiroler Kaiserjäger Regimenter,
2. die Landwehr- Fuß- Truppen (Landwehr Infanterie), welche in Tirol Landesschützen genannt wurden mit den berittenen Landesschützen. Sie wurden im Januar 1917 von Kaiser Karl mit dem Titel Kaiserschützen ‘geadelt’,
3. der Landsturm in Tirol und Vorarlberg, (der wie die Landwehr in einen österreichischen [K.k. Landsturm] und einen königlich ungarischen [k.u. Honved] Teil zerfiel,
4. und die Tiroler Standschützen, die aus dem Schießstandswesen hervorgingen.
Landesschützen, Landsturm und Standschützen war gemein, dass sie grundsätzlich nur zur Verteidigung des Landes herangezogen werden durften. Dieser defensive Charakter wurde aber missachtet und schon 1914 wurden viele Tiroler des Landsturms und der Kaiserschützen nach Galizien und Serbien verlegt . Der Landsturm diente im Kriege der Unterstützung des Heeres und der Landwehr und deckte „Hilfsleistungen technischer, administrativer und sanitärer Natur“ ab. Das milizartige Aufgebot der Standschützen ging auf das Landlibell Kaiser Maximilians I. von 1511 zurück. Besonders war, dass die Kommandanten und Offiziere der Standschützen aus den eigenen Reihen gewählt wurden und vom Kaiser in Funktion und Rang bestätigt wurden. Dort fanden sich vornehmlich für den Frontdienst Untaugliche und Männer unter 20 bzw. über 42 Jahren. Dennoch kam ihnen größter Verdienst bei der Besetzung und Verteidigung der Südtiroler Gebirgsstellungen im Mai/ Juni 1915 zu.
Auf italienischer Seite lag die Hauptlast der Kämpfe auf den Schultern der Alpini Regimenter Sie blickten auf eine lange Tradition zurück und waren mit ihrer Gründung im Oktober 1872 die älteste, reguläre Gebirgseinheit einer Armee. Sie waren für den Gebirgskampf bestens trainiert und ausgerüstet, so wurden z.B. schon ab 1902 Schneeschuhe (der damals gängige Armeeausdruck für Schier) eingeführt . 1887 wurde das erste Gebirgsartillerieregiment aufgestellt, mit speziellen, zerlegbaren Geschützen, die auf Tragtiere verlastet werden konnten.
Die deutschen Gebirgstruppen entstanden erst während des Krieges, da es laut der Armeeführung dafür vorher keinen Anlass gegeben hatte. Da der schmale Alpenstreifen in Südbayern nur wenig Verteidigungsmöglichkeiten bot, war bei einem eventuellen Angriff aus dem Süden vorgesehen, den Gegner auf die schwäbisch-bayerische Hochebene vordringen zu lassen, um ihn hier zu bekämpfen. Am 18. Mai 1915 wurde dann endlich das Deutsche Alpenkorps unter dem Befehl des bayerischen Generalleutnants Krafft von Dellmensingen aufgestellt. Es bestand aus dem Bayerischen Infanterie-Leibregiment ("Leiber") und insgesamt drei Jägerregimenten aus Bayern, Preußen, Hannover und Württemberg (23.000 Mann). Nur eine Woche später wurden die Truppen an die Dolomitenfront verlegt, wo sie ab Ende Mai 1915 Österreichs ‘letztes Aufgebot’ verstärkten. Das Deutsche Alpenkorps bewies seine Tauglichkeit besonders in dem Gebiet der Sextener-Dolomiten, auf den Tofanen, in der Fanes Gruppe und bei zahlreichen Kommando Unternehmen .